von Sebastian Krüger, BZ am Mittwoch 1.3.2017
Mädchenfußball: Um das Potential in der Region auszuschöpfen, kooperieren Müllheim und Schliengen / Am Freitag ist Probetraining.
Müllheim und Schliengen legen ihre Jugendabteilung der Frauen zusammen Foto: Andre Lay
MÜLLHEIM/SCHLIENGEN. Seit dieser Saison besteht zwischen den Mädchenabteilungen der Sportfreunde Schliengen und der Alemannia Müllheim eine Spielgemeinschaft. Sie heißt SoccerGirls (SG) Müllheim/Schliengen und ist auf dem Vormarsch. Am Freitag findet in Müllheim ein Probetraining statt.
Fußball ist Frauensport. Zumindest in den USA, wo der Sport Soccer genannt wird. Nun wollen die Jugendabteilungen der Fußballclubs in Schliengen und Müllheim auch hierzulande den Spaß von Mädchen am Fußball fördern. Die SoccerGirls gewinnen an Zuwachs. „Wir gehen richtig in die Offensive, um Mädchen für Fußball zu begeistern“, sagt Christoph Esche, Sportlicher Leiter der Mädchenabteilung Schliengen. Und das zeigt Wirkung: In den Jugendmannschaften tummeln sich derzeit mehr als 70 Spielerinnen, ihre Anzahl hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. „In der nächsten Saison melden wir in der D-Jugend sogar zwei Mannschaften für den Spielbetrieb an“, sagt Esche. „So gut waren wir noch nie aufgestellt.“
Der Vorteil der Kooperation von Schliengen und Müllheim liegt laut Esche auf der Hand: „Schliengen bringt die Erfahrung in Sachen Frauenfußball mit und Müllheim die Größe.“ Sprich: Das Einzugsgebiet. Bisher seien viele Spielerinnen aus dem Raum Müllheim zur Spielvereinigung Buggingen gegangen, da es in Müllheim an Angeboten fehlte. Der Aderlass könnte nun der Vergangenheit angehören. In der nächsten Saison soll laut Esche jede Mannschaft zweimal die Woche trainieren – einmal in Müllheim, einmal in Schliengen.
Um junge Mädchen für Fußball zu gewinnen, müsse man einen viel höheren Aufwand betreiben als bei den Jungs, sagt Esche. Für viele Eltern scheine es selbstverständlich zu sein, ihre Jungs in den örtlichen Fußballverein zu schicken. Mädchen hingegen gingen eher in Turnvereine oder zum Tanz- oder Reitunterricht. „Aber nachdem Mädels das erste Mal gekickt haben, ist die Begeisterung oft riesig“, weiß Esche, der seit vier Jahren die weiblichen E- und D-Jugendteams in Schliengen trainiert.
„Klar“, sagt er, „Fußball ist ein Kraftsport. Da schneiden Mädchen schlechter ab als Jungs.“ Daher sei es wichtig, dass sie in getrennten Teams spielen. Doch er hat noch einen weiteren Unterschied festgestellt: Jungs, die im Verein spielen, gingen in ihrer Freizeit jeden Tag auf den Bolzplatz, um zu kicken. Das sei bei den meisten Mädchen anders, so Esche.
Für den 36-jährigen ist die Förderung von Mädchenfußball eine Herzensangelegenheit. Er arbeitet als Bauleiter in der Schweiz. An drei Tagen in der Woche macht er Überstunden, damit an den Trainingsabenden früher Feierabend machen kann. Seine elfjährige Tochter spielt in der D-Jugend und in der südbadischen Auswahl, seine sechsjährige in der G-Jugend. Wenn sie zum Dribbling ansetzet, gerät Esche regelrecht in Schwärmen. Beim letzten Turnier habe sie mit ein paar Tricks gleich drei Jungs aussteigen lassen, sagt er. Doch bei aller Euphorie sei er auch der größte Kritiker seiner beiden Töchter. „Ich bin sehr ehrgeizig“, sagt er. Das sind auch seine Ziele. Er möchte alle Jugendteams konkurrenzfähig machen. „Damit sie in den jeweiligen Ligen bestehen, müssen wir hier Kontinuität reinbringen.“ Ende März nehmen er und andere Betreuer der SG Müllheim/Schliengen an einem Trainerlehrgang teil, den der südbadische Sportbund organisiert. In Kooperation mit Schulen hat Schliengen zuletzt zweimal die Girls-Soccer-Tage durchgeführt, an denen mehr als 150 Mädchen teilgenommen haben. Im Sommer folgen die nächsten. Doch zuvor gibt es wieder ein Probetraining. Zum letzten sind 80 Mädchen gekommen. Damit der Andrang wieder ähnlich hoch ist, wirbt am Kreisel in der Müllheimer Werderstraße ein großes Banner für das Training.